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Ungarn - Erste, Raiffeisen unter jenen Banken mit grösstem Sovereign Exposure

„Es hat den Anschein, die Regierung hat nun erkannt, dass die verhandelnden Partner IWF und EU sehr streng gegenüber Ungarn sein können“, schreibt ING-Analyst Nemeth David angesichts der von Ungarn am Wochenende signalisierten Bereitschaft für einen Kurswechsel. Das aussenpolitisch isolierte und von einer Staatspleite bedrohte Land will nun doch über das von der EU und IWF kritisierte neue Notenbank-Gesetz verhandeln. „Die jüngsten Statements der Regierung deuten darauf hin, dass man an einer schnellen Einigung mit dem IWF interessiert ist“, meint auch Zlotan Arokszallasi aus dem Fixed Income Research der Erste Group.

Unsicherheit bleibt vorerst

Die Unsicherheiten halten freilich an, die Regierung Orban war zuletzt immer wieder für Überraschungen gut. Kommt es nicht zu einer Einigung mit den Geldgebern, dann ist Ungarn ein weiteres Downgrade seitens der Ratingagenturen so gut wie sicher, meinen Marktteilnehmer. Am Montag musste Ungarn bei der Emission sechswöchiger Treasury Bills laut Bloomberg eine durchschnittliche Rendite von 7,77% zahlen. Das ist ein Anstieg gegenüber den 7,24% bei der letzten Auktion dieser Laufzeit.
Die gestiegene Risikoaversion gegenüber Ungarn wird auch in deutlich erhöhten CDS-Spreads in der ersten Handelswoche im neuen Jahr ersichtlich. Das rückt folglich auch die österreichischen Banken einmal mehr in die Auslage, die nicht nur Kredite vergeben, sondern auch ungarische Staatsanleihen gezeichnet haben. Laut Analysten hat die Erste Group insgesamt an die 11 Mrd. Euro in Ungarn ausstehen (rund 8 Mrd. Euro an Krediten, rund 2 Mrd. Euro an Sovereign Exposure), bei der RBI sind es um die 8 Mrd. Euro, wovon rund 6 Mrd. auf Kredite entfallen.

Sieht man sich nur das Sovereign Exposure auf Basis der EBA-Daten von Ende September 2011 an, so dürfte laut Deutsche-Bank-Analysten die KBC das grösste absolute Exposure gegenüber Ungarn haben (4,2 Mrd. Euro, wovon 1,5 Mrd. Euro allerdings binnen drei Monaten fällig waren), gefolgt von der ungarischen OTP mit 3,1 Mrd. Euro, der BayernLB mit 1,9 Mrd. Euro, Erste Group mit 1,8 Mrd. Euro, ING und Dexia mit jeweils 1,6 Mrd. Euro und Raiffeisen mit 1,3 Mrd. Euro.

Viel in Relation zur Market Cap

Setzt man diese Werte in Relation zur aktuellen Marktkapitalisierung der Banken, so ergeben sich vor allem hohe Werte für KBC (rund 130%), Erste (rund 40%) und Raiffeisen (rund 30%).

In einem abschwächenden Wiener Markt am Montag zählen auch Erste und RBI untertags zu den Kursverlierern. Das jüngste Upgrade der UBS vom Feiertag für die Erste kann da nicht dagegen halten. Die Investmentbank stufte die Erste von Neutral auf Buy hoch (unverändertes Kursziel 18 Euro) und nahm den Titel auch in die „Key Call List“ für die Region EMEA auf. Mit Blick auf Ungarn schreibt Analyst Daniele Brupbacher: „Die Situation ist zweifelsohne herausfordernd, die Verletzbarkeit des Landes und des Bankensektors bleiben hoch. Dennoch muten die jüngsten Vereinbarung zwischen Banken und Regierung vernünftig an. Zudem hat die Erste einen glaubwürdigen Restrukturierungsplan für Ungarn präsentiert“.

Raiffeisen wurde von der UBS mit Neutral bestätigt, das Kursziel von 16 auf 20 Euro angehoben. (bs)

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