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Vienna Insurance Group bereitet Ungarn keine Sorgen; keine Übernahmegefahr dank 'Schutzwall'
Dem Versicherungskonzern Vienna Insurance Group (VIG) bereiten die aktuellen Probleme Ungarns kein Kopfzerbrechen. "Wir sind ein Versicherer und keine Bank", gab die Unternehmensspitze am Dienstag zu verstehen. Natürlich sehe man die aktuellen wirtschaftlichen Probleme Ungarns "sehr ernst", betonte Generaldirektor Günter Geyer gemeinsam mit seinem designierten Nachfolger Peter Hagen vor Journalisten, die Fremdwährungs-Thematik berühre die VIG aber kaum. Allenfalls werde man durch stagnierende Umsätze infolge des gebremsten Konsums negativ tangiert, mit dem Ergebnis werde man aber weiter zufrieden sein. Europa werde Ungarn nicht fallen lassen, da werde man einen Weg finden, ist Geyer überzeugt. Daran habe auch Österreich ein großes Interesse.
Auch unter Hagen, der Anfang Juni 2012 die Nachfolge von Geyer antritt, soll die VIG mit Fokus auf CEE stärker als der Markt wachsen und ihre Profitabilität weiter steigern. Die Mehrmarken-Strategie habe sich bewährt und werde beibehalten, bekräftigte Hagen, doch erfordere dies weitere Kostensenkungen, die in Richtung 25 Mio. Euro jährlich gehen könnten. Einen zusätzlichen Kapitalbedarf für die VIG durch "Solvency II" sieht Hagen nicht - soweit man die geplanten neuen Eigenkapitalvorschriften bisher kenne. Teils gebe es sogar gewisse Vorteile, wenn man eine konservative Veranlagung hat.
Bei der weiteren Expansion der VIG, die in Zentral- und Osteuropa (CEE) bereits 17 bis 18 Prozent Marktanteil hat und in den letzten Jahren im Schnitt organisch jeweils 6 Prozent gewachsen ist, will Hagen den Balkan und die Ukraine noch besser erschließen und die Position etwa in Polen und Kroatien weiter ausbauen. Möglicherweise werde auch Moldawien einmal interessant. Tabu bleiben dabei aber Russland, Armenien, Aserbaidschan, Kasachstan - Russland wegen des dortigen Rechtssystems (fehlende Investitionssicherheit), woanders aus kulturellen bzw. religiösen Gründen oder wie im Falle Kasachstans allein schon wegen der schieren Größe des dünn besiedelten Landes.
In Polen, wo die VIG Nummer 3 in Nichtleben ist und diese Position auch in Leben anstrebt (derzeit bereinigt auf Rang 5), bemüht man sich aktuell ja um die KBC-Tochter Warta, sagt zum Verkaufsprozess momentan aber nichts. Mit Warta wäre die VIG in Leben "eine sehr gut abgesicherte Nummer 2", ohne Warta müsste man organisch wachsen.
Hagen, seit Ende der 90er Jahre in in- und ausländischen Vorstandsfunktionen im Konzern und seit Oktober 2009 Vize-General der börsenotierten Holding VIG, hat sich vorgenommen, in der Gruppe "weiter an der Profitabilität zu arbeiten" - auch im technischen Geschäft und bei den Kapitalanlagen ("Cash-Pooling im Konzern"). Ziel sei es, den Netto-ROE (Return on Equity, Eigenkapitalrentabilität) ein bis eineinhalb Prozent über den Costs of Capital zu haben. Bei den angepeilten Kostensenkungen über Reorganisationsmaßnahmen, die in Richtung 25 Mio. Euro gehen könnten, will Hagen an sich lieber über eine Reduzierung der Kostenquoten als über Absolutbeträge sprechen.
Bei der Dividendenpolitik hält auch Hagen an den bisherigen Ausschüttungsquoten von zumindest 30 Prozent fest, wie er bekräftigte. Bisher hätten die Ausschüttungen meist um die 33, 34 Prozent betragen. Ob jetzt für 2011 die Dividende ein weiteres Mal angehoben werden könnte - von 1,00 auf 1,10 Euro je Aktie (nach 0,90 Euro davor) -, nachdem nach neun Monaten das EGT rund ein Zehntel höher lag, wollte Hagen noch nicht sagen.
Gegen eine feindliche Übernahme sieht Geyer den VIG-Konzern mit knapp 25.000 Mitarbeitern in zwei Dutzend Ländern ausreichend gewappnet - vor allem durch Satzungsänderungen, die das operative Geschäft der Wiener Städtischen jedenfalls in Händen des Haupteigentümers, des Versicherungsvereins, halten, selbst wenn dessen Anteil von rund 70 Prozent auf unter 50 Prozent fallen sollte. Ende der 90er Jahre und Anfang des vorigen Jahrzehnts "waren sehr große Unternehmen sehr stark daran interessiert, sich bei uns zu beteiligen - die namhaftesten Unternehmen, die es gibt in Europa und darüber hinaus, ohnedies alles freundlich, 'nur 25 Prozent' und so weiter", berichtete Geyer: "Wer heute kommt, bekommt ein 'Nein'."
Geyer, der schon ab 1974 in der Wiener Städtischen tätig war, 1988 erstmals in einen Vorstand einzog, dazwischen auch Chef der Tochter Union war und Mitte 2001 seinen Vorgänger Siegfried Sellitsch abgelöst hat, wird ab Juni weiterhin AR-Vorsitzender Wiener Städtischen sein und zudem als Vorstandsvorsitzender des Versicherungsvereins die Aufgaben des Hauptaktionärs wahrnehmen. Ins operative Geschäft werde er sich dabei aber nicht einmischen.
Der "Wiener Städtische Wechselseitiger Versicherungsverein - Vermögensverwaltung - Vienna Insurance Group" verfügt laut Geyer über ein Vermögen von rund 3 Mrd. Euro (je nach VIG-Aktienkurs) und hat noch etwa 150 Mio. Euro Schulden von der Kapitalerhöhung 2008, bei der der Verein voll mitgezogen ist. 2011 hatte der Verein analog seiner Beteiligung 70 Prozent der für 2010 insgesamt ausgeschütteten 128 Mio. Euro VIG-Dividende erhalten.
Als seine schwierigste Zeit in der VIG beschrieb Geyer den "Loslösungsprozess" von der damaligen - wechselseitigen - Bank-Austria-Creditanstalt-Beteiligung in den Jahren 2002 bis 2004, die den Versicherungskonzern letztlich wegen Unflexibilität des neuen Eigentümers HVB insgesamt hunderte Millionen Euro kostete. Am spannendsten sei der mutige Schritt des Einstiegs in den tschechischen Auto-Markt gewesen, als dort Ende 1999 das staatliche Monopol dieser Sparte beseitigt wurde. "Niemand wusste damals, was der richtige Preis für Autotarife in Tschechien ist - und ohne Kfz-Geschäft kann man aber kein Publikumsversicherer werden", erzählt Hagen. Das Verlustpotenzial sei mit wahrscheinlich hunderten Millionen Euro enorm gewesen, im Nachhinein habe es sich aber strategisch als richtig erwiesen, dort hineinzugehen. (APA)
Auch unter Hagen, der Anfang Juni 2012 die Nachfolge von Geyer antritt, soll die VIG mit Fokus auf CEE stärker als der Markt wachsen und ihre Profitabilität weiter steigern. Die Mehrmarken-Strategie habe sich bewährt und werde beibehalten, bekräftigte Hagen, doch erfordere dies weitere Kostensenkungen, die in Richtung 25 Mio. Euro jährlich gehen könnten. Einen zusätzlichen Kapitalbedarf für die VIG durch "Solvency II" sieht Hagen nicht - soweit man die geplanten neuen Eigenkapitalvorschriften bisher kenne. Teils gebe es sogar gewisse Vorteile, wenn man eine konservative Veranlagung hat.
Bei der weiteren Expansion der VIG, die in Zentral- und Osteuropa (CEE) bereits 17 bis 18 Prozent Marktanteil hat und in den letzten Jahren im Schnitt organisch jeweils 6 Prozent gewachsen ist, will Hagen den Balkan und die Ukraine noch besser erschließen und die Position etwa in Polen und Kroatien weiter ausbauen. Möglicherweise werde auch Moldawien einmal interessant. Tabu bleiben dabei aber Russland, Armenien, Aserbaidschan, Kasachstan - Russland wegen des dortigen Rechtssystems (fehlende Investitionssicherheit), woanders aus kulturellen bzw. religiösen Gründen oder wie im Falle Kasachstans allein schon wegen der schieren Größe des dünn besiedelten Landes.
In Polen, wo die VIG Nummer 3 in Nichtleben ist und diese Position auch in Leben anstrebt (derzeit bereinigt auf Rang 5), bemüht man sich aktuell ja um die KBC-Tochter Warta, sagt zum Verkaufsprozess momentan aber nichts. Mit Warta wäre die VIG in Leben "eine sehr gut abgesicherte Nummer 2", ohne Warta müsste man organisch wachsen.
Hagen, seit Ende der 90er Jahre in in- und ausländischen Vorstandsfunktionen im Konzern und seit Oktober 2009 Vize-General der börsenotierten Holding VIG, hat sich vorgenommen, in der Gruppe "weiter an der Profitabilität zu arbeiten" - auch im technischen Geschäft und bei den Kapitalanlagen ("Cash-Pooling im Konzern"). Ziel sei es, den Netto-ROE (Return on Equity, Eigenkapitalrentabilität) ein bis eineinhalb Prozent über den Costs of Capital zu haben. Bei den angepeilten Kostensenkungen über Reorganisationsmaßnahmen, die in Richtung 25 Mio. Euro gehen könnten, will Hagen an sich lieber über eine Reduzierung der Kostenquoten als über Absolutbeträge sprechen.
Bei der Dividendenpolitik hält auch Hagen an den bisherigen Ausschüttungsquoten von zumindest 30 Prozent fest, wie er bekräftigte. Bisher hätten die Ausschüttungen meist um die 33, 34 Prozent betragen. Ob jetzt für 2011 die Dividende ein weiteres Mal angehoben werden könnte - von 1,00 auf 1,10 Euro je Aktie (nach 0,90 Euro davor) -, nachdem nach neun Monaten das EGT rund ein Zehntel höher lag, wollte Hagen noch nicht sagen.
Gegen eine feindliche Übernahme sieht Geyer den VIG-Konzern mit knapp 25.000 Mitarbeitern in zwei Dutzend Ländern ausreichend gewappnet - vor allem durch Satzungsänderungen, die das operative Geschäft der Wiener Städtischen jedenfalls in Händen des Haupteigentümers, des Versicherungsvereins, halten, selbst wenn dessen Anteil von rund 70 Prozent auf unter 50 Prozent fallen sollte. Ende der 90er Jahre und Anfang des vorigen Jahrzehnts "waren sehr große Unternehmen sehr stark daran interessiert, sich bei uns zu beteiligen - die namhaftesten Unternehmen, die es gibt in Europa und darüber hinaus, ohnedies alles freundlich, 'nur 25 Prozent' und so weiter", berichtete Geyer: "Wer heute kommt, bekommt ein 'Nein'."
Geyer, der schon ab 1974 in der Wiener Städtischen tätig war, 1988 erstmals in einen Vorstand einzog, dazwischen auch Chef der Tochter Union war und Mitte 2001 seinen Vorgänger Siegfried Sellitsch abgelöst hat, wird ab Juni weiterhin AR-Vorsitzender Wiener Städtischen sein und zudem als Vorstandsvorsitzender des Versicherungsvereins die Aufgaben des Hauptaktionärs wahrnehmen. Ins operative Geschäft werde er sich dabei aber nicht einmischen.
Der "Wiener Städtische Wechselseitiger Versicherungsverein - Vermögensverwaltung - Vienna Insurance Group" verfügt laut Geyer über ein Vermögen von rund 3 Mrd. Euro (je nach VIG-Aktienkurs) und hat noch etwa 150 Mio. Euro Schulden von der Kapitalerhöhung 2008, bei der der Verein voll mitgezogen ist. 2011 hatte der Verein analog seiner Beteiligung 70 Prozent der für 2010 insgesamt ausgeschütteten 128 Mio. Euro VIG-Dividende erhalten.
Als seine schwierigste Zeit in der VIG beschrieb Geyer den "Loslösungsprozess" von der damaligen - wechselseitigen - Bank-Austria-Creditanstalt-Beteiligung in den Jahren 2002 bis 2004, die den Versicherungskonzern letztlich wegen Unflexibilität des neuen Eigentümers HVB insgesamt hunderte Millionen Euro kostete. Am spannendsten sei der mutige Schritt des Einstiegs in den tschechischen Auto-Markt gewesen, als dort Ende 1999 das staatliche Monopol dieser Sparte beseitigt wurde. "Niemand wusste damals, was der richtige Preis für Autotarife in Tschechien ist - und ohne Kfz-Geschäft kann man aber kein Publikumsversicherer werden", erzählt Hagen. Das Verlustpotenzial sei mit wahrscheinlich hunderten Millionen Euro enorm gewesen, im Nachhinein habe es sich aber strategisch als richtig erwiesen, dort hineinzugehen. (APA)
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