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Der Lebenszyklus eines Optionsscheins

Optionsscheine gehören bei Anlegern zu den beliebtesten strukturierten Produkten, was nicht zuletzt an deren relativ einfacher Funktionsweise liegt. Grundsätzlich handelt es sich um Wertpapiere, welche dem Inhaber das Recht geben, einen Basiswert (beispielsweise eine Aktie) kaufen oder verkaufen zu können. Bei einem Kaufoptionsschein, welcher auch „Call“ genannt wird, erwerben Anleger das Recht, den Basiswert („Underlying“) zu einem späteren Zeitpunkt zu einem vorher vereinbarten Preis („Strike“), kaufen zu können. Umgekehrt gewährt ein Verkaufsoptionsschein, auch „Put“ genannt, dem Inhaber das Recht, den Basiswert zu einem vorher festgesetzten Preis verkaufen zu können.

Ein Kauf-Optionsschein weist am Laufzeitende einen positiven Wert auf, wenn der Kurs des Underlyings über dem Strikepreis („im Geld“) liegt. Notiert das Underlying hingegen auf („am Geld“) oder unter („aus dem Geld“) dem Strikepreis, verlieren Sie Ihr eingesetztes Investment. Mit einem Verkaufsoptionsschein verhält es sich genau umgekehrt.

Während der Laufzeit, also während des Lebenszyklus eines Optionsscheins, gibt es eine Vielzahl von Einflussfaktoren, welche den Preis bestimmen – die wichtigsten sind der Preis des Basiswerts, die Volatilität, die Restlaufzeit und der Marktzins. Um deren Preiseinfluss zu beschreiben, wurde eine Reihe von Kennzahlen entwickelt, die auch als „Griechen“ bezeichnet werden. Dabei muss bei all diesen Kennzahlen beachtet werden, dass sie jeweils ceteris paribus, also unter der Bedingung, dass alle anderen Einflussfaktoren unverändert bleiben, zu betrachten sind. Zudem handelt es sich um dynamische Kennzahlen. Das heißt, ihr Wert kann sich im Zeitablauf ändern.

Delta, Gamma und Omega. Optionsscheine, die „weit aus dem Geld“ sind, werden von Preisänderungen des Basiswertes verhältnismäßig wenig berührt und haben daher ein „Delta“ nahe null. Je mehr sich der Basiswert dagegen in die „richtige“ Richtung bewegt, der Optionsschein also „im Geld“ notiert, desto mehr nähert sich das Delta einem Wert von eins (Calls) bzw. minus eins (Puts).

In enger Verbindung zum Delta steht das Gamma. Es ist letztlich die Steigung des Delta und gibt an, wie stark das Delta anwächst, wenn der Kurs des Basiswerts um einen Euro steigt.

Ebenfalls eng mit dem Delta verbunden ist der theoretische Hebel, der auch als Omega bezeichnet wird. Das Omega gibt an, um wieviel Prozent der Preis eines Optionsscheins steigen oder fallen sollte, wenn sich der Kurs des Basiswerts um ein Prozent verändert.

Theta und Vega. Das Theta ist ein Maß für den Zeitwertverlust, den ein Optionsschein hinnehmen muss, wenn bis auf den Zeitablauf alle übrigen Größen konstant bleiben. Das Theta kann die Änderung des Optionsscheinpreises prozentual oder absolut angeben und sich darüber hinaus auf tägliche, wöchentliche oder monatliche Änderungen des Zeitwerts beziehen.

Den wichtigen Einfluss der erwarteten Volatilität auf den Optionsscheinpreis bildet das Vega ab. Wie das Theta kann es, je nach Definition, zu erwartende absolute oder prozentuale Veränderungen des Optionsscheinpreises beschreiben, allerdings in Abhängigkeit von einer Veränderung der impliziten Volatilität um einen Prozentpunkt. Ein kleiner Wert für das Vega drückt somit eine relative Unempfindlichkeit des Optionsscheinpreises gegenüber Volatilitätsänderungen aus.