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Lenzing trotz Zollverwerfungen auf Erholungskurs / Kollaps von Chinas Textilexporten in die USA - Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) legte um 63 Prozent auf 268,6 Mio. Euro zu - Personalabbau in Lenzing nicht ganz ausgeschlossen

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Neu aufgezogen nach Pressegespräch
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Der börsennotierte Faserhersteller Lenzing hat seinen Erholungskurs im ersten Halbjahr 2025 trotz Verwerfungen durch die US-Zollpolitik fortgesetzt. Geholfen hätten dabei Vorzieheffekte in den USA und eine starke Verbrauchernachfrage in China, sagte der Vorstandschef (CEO) des Textilkonzerns, Rohit Aggarwal, am Donnerstag in einem Pressegespräch. Einen möglichen Personalabbau am Standort im oberösterreichischen Lenzing schloss er auf Nachfrage hin nicht ganz aus.

Während die Nachfrage in der Europäischen Union (EU) stagnierte, sei das US-Geschäft im Vergleich zur Vorjahresperiode (1. Halbjahr 2024) preisbereinigt um vier Prozent gestiegen. US-Kunden hätten aus Sorge vor möglichen Importzöllen verstärkt Waren eingekauft, erklärte Aggarwal.

Kollaps von Chinas Textilexporten in die USA

Besonders betroffen von den US-Zöllen sei man aber indirekt. Im zweiten Quartal habe es einen "Kollaps" der chinesische Textilexporte in die USA gegeben. Trotzdem seien die Verkäufe von Lenzing-Produkten in China wegen einer unerwartet starken Inlandsnachfrage im Periodenvergleich um zwei Prozent gestiegen.

Zu Schaffen machen Lenzing neben den US-Zöllen zur Zeit auch niedrige Preise für Textilfasern. Hier sei keine immanente Verbesserung in Sicht. Allgemein laufe das Textil-Geschäft weniger stabil als jenes mit Vliesstoffen (non-woven). Ein entsprechendes US-Werk in Mobile, Alabama, sei sehr gut ausgelastet. Über einen möglichen Ausbau könne aber erst entschieden werden, wenn mehr Klarheit bezüglich der Zollpolitik herrsche.

Die Lenzing-Gruppe hat den Umsatz im ersten Halbjahr gegenüber der ersten Hälfte 2024 um 2,3 Prozent auf 1,34 Mrd. Euro gesteigert. Das operative Ergebnis (EBITDA) legte um 63,3 Prozent auf 268,6 Mio. Euro zu. Unterm Strich stand ein Gewinn von 15,2 Mio. Euro, nach einem Verlust von 65,4 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2024. Die EBITDA-Marge stieg von 12,5 auf 20 Prozent. Das Betriebsergebnis (EBIT) belief sich auf 109 Mio. Euro, nach 18,9 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Die Aktie des Konzerns sprang am Vormittag um fast sieben Prozent hoch.

Personalabbau nicht ganz ausgeschlossen

Das Schreiben schwarzer Zahlen trotz der angespannten Weltlage verbucht der Lenzig-Chef auch als Erfolg des sogenannten Performance-Programms des Unternehmens, bei dem es um Effizienzsteigerung und Kostensenkung geht. Für das Gesamtjahr 2025 rechnet das Unternehmen mit Kosteneinsparungen von über 180 Mio. Euro. Ob dies möglicherweise auch einen Personalabbau am Lenzing-Standort in Oberösterreich beinhalten könnte, schloss Aggarwal zumindest nicht aus. Die volatile Marktlage zwinge einen dazu, "alle Optionen zu prüfen". Nichts sei ausgeschlossen, aber auch nichts beschlossen.

Vage bleibt auch die Erwartung für das Gesamtjahr 2025. Die Prognose eines höheren EBITDA im Vergleich zum Vorjahr bestätigte Finanzvorstand Nico Reiner. Genauer beziffern wolle man dies aber nicht.

Das starke Plus im operativen Geschäft (EBITDA) wurde unter anderem durch positive Sondereffekte aus dem Verkauf überschüssiger EU-Emissionszertifikate (30,6 Mio. Euro) sowie aus der Neubewertung biologischer Vermögenswerte (12,5 Mio. Euro) gestützt. Man habe 2024 weniger CO2 verursacht als es laut Zertifikaten möglich gewesen werden, so Reiner.

spo/ivn

 ISIN  AT0000644505
 WEB   http://www.lenzing.com

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